Skip to content

Designer
pfarrer

Cantico – Kommentar zur Gesangbuch-App

Gestern hat die Evangelische Landeskirche im Württemberg die lang erwartete Gesangbuch-App Cantico für iOS (Android soll folgen) herausgebracht, welche Noten, Texte und Aufnahmen von den 33 wichtigsten Liedern (sog. Kernliedern) des Gesangbuchs enthalten.

Kommentar zur App

Grundsätzlich finde ich diese Idee sehr begrüßenswert, denn dank SongSelect und Plattformen wie Ultimate Guitar ist es in vielen Kirchen mit modernerem Liedgut längst üblich, zumindest Akkorde und Liedtexte auf dem iPad mit sich herumzutragen. Selbst die Zeugen Jehowas bieten entsprechende Funktionen schon lange in ihrer App.

Uns war es wichtig […], schnell mit einem Minimum Viable Product (MVP) am Markt sind, von der Nutzererfahrung profitieren und unser Produkt agil und nutzerzentriert weiterentwickeln können. Dazu gehören alternative Oberflächendesigns […].

Johannes Quirin, Geschäftsführer des Stuttgarter Startups Kohelet 3 GmbH & Co.
Liedliste, Beschreibung und Downloadfunktion sind auf gleicher Bedienebene

Für mich bedeutet dieses Pressestatement im Klartext: „Wir haben bisher das User-Interface-Design völlig ignoriert und warten nun darauf, dass sich Menschen dazu kritisch äußern“. Das möchte ich hiermit tun.

Nicht nur der falsche „im Mac-App-Store- laden“-Button auf der Website [Update vom 16.05. Button wurde ausgetauscht], sondern auch die vom Web inspirierte Akkordeon-Menüführung deuten für mich auf eine nicht ausreichende Beschäftigung mit gängigen Interface-Konzepten auf Smartphones hin. Hier braucht es eine bessere Navigation, Beschriftung der Abspielbuttons, bessere Icons (warum versteckt sich der Liedtext hinter einem „i“?) und mehr Weißraum um die Texte und Noten.

Einige erste Bugs wie der links dargestellte sollten schnell behoben sein. Das Liederbuch für den Kirchentag allerdings für 60% mehr zu verkaufen als die gedruckte Variante halte ich auch für durchaus schwierig zu rechtfertigen.

Was mir an Cantico allerdings sehr gut gefällt ist, dass die Notendarstellung sauber auf der Bildschirmgröße skaliert und damit nicht einfach ein PDF-Viewer für Notenblätter ist.

Ich bin gespannt, wie sich die App weiter entwickeln wird und hoffe auf eine baldige Verstärkung des Entwicklerteams um eine DesignerIn. Denn bei einer Smartphone-App ist das Design das Produkt.

App-Tipps rund um das Thema Musik & Kirche

Ergänzend dazu noch einige App-Tipps unter der Hand für Musiker im kirchlichen Kontext.

Onsong

App mit SongSelect-Integration mit allem, was das Band-Herz begehrt: Integration von quasi allen existierenden Datenquellen, Sync für’s gemeinsame Musizieren, Beamerausgabe, Hardware-Unterstützung für Pedale und Arrangement von Sammlungen. Mehr Infos.

Ultimate Guitar

Leichter Zugriff auf die sehr große Liedbibliothek mit Akkorden und Tabs direkt vom iPad aus. Mehr Infos.

Songbook+

Verwaltung von Songs in verschiedenen Formaten, Automatische Einstellung von MIDI-Geräten, Hardware-Unterstützung für Pedale, Musik-Log Abrechnung für die Gema, etc… Mehr Infos.